Ein Lied der deutschen Rockband „Die Toten Hosen“ hatte mich schon längere Zeit im Training begleitet und dabei hörte ich es nur 2-3 mal die letzten Wochen vor der Rennwoche. Letzt endlich spielte sich der Titel immer und immer wieder in meinen Ohren ab und viele andere Zeilen des Liedtextes.
Das Jahr war und ist für mich bis dato eine Bergauf, Bergabfahrt. Dass dies so kommen würde wollte ich meistens nicht wahr haben. Gerade deswegen ist es
„schwer, seinen Weg nicht zu verlieren, und bei den Regeln und Gesetzen hier ohne Verrat ein Leben zu führen.“
Die nötige Ruhe zu bewahren um alles für einen Tag zu geben und zu opfern.
Kurz vor dem Start am Sonntag reihte ich mich an der Startlinie ein und merkte wie ich zum ersten Mal überhaupt etwas Bange und Angst verspürte. Vielleicht verließ mich hier schon ein wenig meine mentale Stärke, die ich sonst von mir so kenne. In den ersten Minuten nach dem Start fühlte ich mich noch gut und hatte einen Rhythmus finden können, doch nach ca.400-500m schwamm ich nicht so, als die letzten Jahre. Nicht mal so wie im Training. Einfach zu langsam um es klar auszudrücken. Als ich nach 55:53 min aus dem Wasser stieg konnte ich nur den Kopf schütteln, da ich schon lange nicht mehr so langsam im Wasser unterwegs war.
Nach einem für mich normalen schnellen Wechsel sortierte ich mich soweit es ging neu und startete mit viel Kampfgeist in die neue Aufgabe und Herausforderung. Schnellst möglich den Rhythmus finden und mit kraftvollen Druck auf das Pedal die 180km runter strampeln. Ganz nach dem Motto
„Und wenn ein Sturm dich in die Knie zwingt, halt dein Gesicht einfach gegen den Wind. Egal, wie dunkel die Wolken über dir sind, sie werden irgendwann vorüberziehen.“
Mit so ähnlichen Gedanken fuhr ich los, denn ich war in einer für mich nicht so tollen Situation. Leider verließen mich im rasenden Tempo meine Beine. Sie fühlten sich an wie Gummi und Druck auf das Pedal kam nicht an. Von wie vielen Triathleten ich alleine in den ersten 60km überholt wurde, weiß ich gar nicht, was auch völlig unwichtig bleibt, denn ich hatte zum ersten Mal in meinen 21 Jahren Triathlonsport aufgegeben. Aufgegeben im Kopf! Negative Gedanken im Kopf und somit null Energie für einen Wettkampf.
„Wenn du mit dir am Ende bist und du einfach nicht weiter willst, weil du dich nur noch fragst warum und wozu und was dein Leben noch bringen soll.“
Genau so ging es mir.
Kurz vor Hilpoltstein, dem 1. Anstieg vor dem Solarer Berg wendete sich langsam alles und als ich den Solarer Berg hinauffuhr, wusste ich nur noch eines. So etwas darfst du allen Helfern, Zuschauer, Freunde und dir selbst nicht geben. Meter für Meter kämpfte ich mich vor und fand langsam zur alten Stärke zurück. Gedanken nach Hause zu fahren, um sich zu duschen waren so gut wie weg. Kleine Motivationsspitzen meiner Betreuer holten mich zurück in das Rennen und somit fuhr ich eine gute 2. Radrunde, in der ich sogar wieder Zeit gut machte und zudem das Feld von „hinten“ ein wenig aufrollen konnte. Nach 4:57 h wechselte ich vom Radfahren zum Laufen und begann von neuen.
Für mich zu diesem Zeitpunkt noch fast unfassbar, wie weich ich noch vor kurzer Zeit war und wie leer ich mich fühlte, hatte ich nun das Gefühl wieder stark zu sein.
Der Lauf fing gut an, das Tempo passte, der Rhythmus war gleich da und meine Beine wollten laufen. Der Blick nach vorne gerichtet mit neuen Zielen in den Augen und Motivation pur.
„Auch wenn die Zeichen gerade alle gegen dich stehen und niemand auf dich wetten will, du brauchst hier keinem irgendeinen Beweis zu bringen, es sei denn es ist für dich selbst!“
Den Marathon teile ich mir immer gerne in viele kleine Teilstücke und dazu in drei 14km Blöcke ein. Der 1. war fast schon zu gut und der zweite 14km Block OK. Beim 3. Block hatte ich dann zwar zu kämpfen das Tempo zu halten und schaffte dies nicht ganz, aber ich hatte Kraft und Antrieb in den Beinen, die mich immer weiter nach vorne trieben, um einen 3:11 h Marathon möglich zu machen.
Als 34. in der Gesamtwertung und 3. bei der FireFighter Weltmeisterschaft lief ich nach 9:07:23 im Rother Triathlonpark mit diesem Lied der Toten Hosen über die Ziellinie. Die Anstrengungen und die Enttäuschung kann ich in solchen Momenten nicht verstecken und somit wirkte vielleicht für viele mein Einlauf als nicht sehr glücklich. Glücklich war ich aber, in das Ziel gekommen zu sein, und das Durchhaltevermögen gehabt zu haben.
In den nächsten beiden Tagen kam dann die Freude um so mehr zurück und ich stellte wieder einmal fest:
„Nur keine Panik, so schlimm wird es nicht! Mehr als deinen Kopf reißt man dir nicht weg! Komm und sieh nach vorn!“
Denn schließlich wurde meine Mühe und Schinderei mit der Bronzemedaille bei der WM der FireFigther und dem Deutschen Mannschaftsmeister Titel belohnt, den ich mit Bernd Eichhorn und Marcus Mittelstädt gewinnen konnte.
Eines ist wichtig im Ausdauersport! Nicht aufzugeben und sich immer und immer wieder aufzurappeln. Ein Rennen über diese Länge wird dich mehr mal´s „in die Knie zwingen“ und du wirst wiederum denken:
„Steh auf, es wird schon irgendwie weitergehen!“
Bei mir helfen sehr häufig Liedtexte und Aufmunterungen von Freunden, Bekannten, meinem Trainer und in den letzten Monaten von meiner Freundin für den nötigen Motivationsschub. Jeder ist da unterschiedlich seine eigene Motivation zu finden, aber das wichtigste ist es, sie zu finden und so wird man auch ein paar Stunden oder Tage nach dem Rennen stolz und glücklich über seine Leistung sein.
Denn man hat das Ziel erreicht, weil man nicht aufgegeben hat. Alles unter dem Motto:
„Steh auf, wenn du am Boden bist!“
Einen Dank möchte ich an alle Sponsoren und Freunde hiermit richten. Ganz besonders Danken möchte ich der Firma Lukas Hydraulik, meiner Schwester und ihrem Mann; Matthias; Joachim; Felix, Kathrin und Alice, die wie eine zweite Familie für mich sind und Nury die unwahrscheinlich viel für mich getan hat.